Förderverein Stadtbibliothek Rottenburg

25.03.2024: Einblick Nahost

1. Begrüßung und Einführung (Karl Schneiderhan)

Wir sprechen heute über ein Thema, das jeden von uns persönlich berührt und umtreibt, in öffentlichen Diskussionen aber auch emotional aufgeladen ist, wie sich dies erst jüngst anlässlich der Preisverleihungen bei der Berlinale bestätigt hat oder auch hinsichtlich der Auseinandersetzungen um die liturgischen Texte anlässlich des Weltgebetstages der Frauen, der den Frauen in Palästina gewidmet war.

Auch wenn wir uns angesichts der dramatischen Geschehnisse und einer geradezu ausweglosen Lage in Nahost machtlos fühlen, ist es umso nötiger, sich möglichst um ein realistisches Verstehen der dortigen Wirklichkeit zu bemühen, um das, was sich dort in so dramatischer Weise abspielt. Bereits zum fünften Mal binnen 20 Jahren steht der Gazastreifen im Zentrum eines blutigen Konfliktes.

Wenn wir heute im Gesprächskreis über die Situation in Nahost sprechen, werden in mir unwillkürlich Erinnerungen wach an zahlreiche Begegnungen und Gespräche anlässlich mehrerer Studienreisen nach Palästina und Israel, Begegnungen mit Menschen, die dort leben und arbeiten. Es war vor 25 Jahren, als wir erstmals anlässlich eines Sozialen Jahres unserer Tochter in einem Kinderheim in Bethlehem dieses Land besuchten. Schon damals, wie dann bei späteren Reisen in dieses Land, war auf Schritt und Tritt spürbar, wie fragil die Lage dort ist. Gleichzeitig waren wir stets tief beeindruckt davon, welch große Zahl von Menschen, sowohl in Palästina wie in Israel, sich aus Überzeugung und mit mutigem Einsatz um ein friedvolleres Zusammenleben bemühen und dies tatsächlich praktizieren.

Was wir derzeit erleben, übersteigt aber alle bisherigen Erfahrungen und Befürchtungen. Jeder und Jede von uns stellt sich vermutlich Fragen wie: Wie konnte es so weit kommen? Gibt es in dieser aufgewühlten Lage überhaupt die Chance für eine Lösung? Wo wären mögliche Brückenbauer? Darauf wollen wir heute eine Antwort versuchen. 

Wir haben für unseren Gesprächskreis zwei Gesprächspartner gewinnen können, die mehrere Jahre in diesem Land gelebt haben und bis heute Kontakte zu den Menschen dort pflegen. Ich begrüße sehr herzlich Ute Augustyniak-Dürr und Dr. Georg Dürr. Ich freue mich auch persönlich über die heutige Begegnung, kennen wir uns doch schon viele Jahre. Bevor wir in den inhaltlichen Teil einsteigen, zunächst noch einige wenige Streiflichter aus ihrer Vita.

Ute Augustyniak-Dürr studierte in den 80er Jahren Katholische Theologie und Germanistik auf Lehramt in Freiburg. Zunächst unterrichtete sie als Studienrätin am staatlichen Gymnasium Möckmühl. Von 1994 bis 2001 war sie maßgeblich beteiligt beim Aufbau des Katholischen Gymnasiums Rottenburg in der Bildungsplanarbeit und der didaktischen Entwicklung sowie als Lehrerin und später als stellvertretende Schulleiterin tätig. Nach einer Elternzeit war sie von 2004 bis 2010 mit ihrem Mann an der christlichen Schule Talitha Kumi im palästinensischen Autonomiegebiet. Sie unterrichtete und begleitete Projekte in der Friedensbildung und im interreligiösen Dialog. Seit 2011 ist Ute Augustyniak-Dürr Leiterin der Hauptabteilung Schulen im Bischöflichen Ordinariat.

Dr. Georg Dürr studierte Biologie und Mathematik für das Lehramt in Tübingen. 1984 wechselte er vom Uhland-Gymnasium Tübingen an die Deutsche Höhere Privatschule Windhoek (Namibia), die er später auch leitete. Schwerpunkt seiner pädagogischen Arbeit war die Öffnung der Schule für schwarze Kinder und deren Integration. 1991 folgte die Schulleitung an der Deutschen Schule in Pretoria in Südafrika. 10 Jahre lebte er in einem Appartheitsstaat. Von 1996 bis 2004 war Georg Dürr Schulleiter am Eugen-Bolz-Gymnasium in Rottenburg. Im Jahre 2004 wechselte er als Schulleiter an die christliche Schule Talitha Kumi im Westjordanland nahe der Stadt Bethlehem, zu einer Zeit, als die zweite Intifada das Klima bestimmte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland vertrat er von 2011 bis 2016 Baden-Württemberg im Bund-Länder-Ausschuss für Deutsche Schulen im Ausland und engagiert sich bis heute in Ammerbuch als Behindertenbeauftragter. In seiner Freizeit spielt er Kontrabass in verschiedenen Orchestern.

 

 

2. Impulsvortrag Frau Ute Augustyniak-Dürr und Herr Georg Dürr

Alle Folien des Vortrages ansehen.

Folie 4 Das in der Bibel als Palästina beschriebene Gebiet hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Das Gebiet stand zeitweise unter jüdischer, zeitweise unter muslimischer und zeitweise unter christlicher Herrschaft.

Folie 5, 6

Die Heiligtümer der 3 Religionen in Jerusalem:

Der Felsendom: Ort, von dem die  Himmelfahrt Muhammeds aus begann

Die Klagemauer: Erinnerung an den alten Jüdischen Tempel, Ort des Gründungsfelsens der Welt, der Bundelade, der Ort der Opferung Isaaks durch Abraham

Die Grabeskirche: Ort mit einem Stück des Felsens Golgotha und mit dem Grab Jesu

Folie 7

1914 gehörte Palästina noch zum osmanischen Reich. Die Engländer versprachen den Palästinensern 1916 einen palästinensischen Staat, wenn sie gegen die Osmanen kämpfen würden. 1917 versprachen die Engländer den Juden einen Staat im gleichen Gebiet. Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Gebiet als britisches Protektorat verwaltet.

Folie 9

Nach dem zweiten Weltkrieg übergab England das Gebiet an die UNO. Die UNO beschloss 1948 das Gebiet in jüdische und palästinensische Bereiche aufzuteilen.

Folie 8

Ben Gurion rief 1948 den Staat Israel aus, es folgten mehrere durch die arabischen Nachbarstaaten geführte Kriege gegen Israel, in deren Kontexten Israel immer mehr Land für sich einnahm und das Westjordanland besetzte.

1967 forderte die UNO den Abzug der Israeli aus den besetzten Gebieten und die Schaffung eines Palästinensischen Staates. Von den ursprünglich 45 % des gesamten Gebietes wurde das Gebiet für die Palästinenser auf 22% beschränkt. Israel erlaubte den jüdischen Siedlern, im besetzten Westjordanland und im Gazastreifen Häuser zu bauen. Das führte dazu, dass von den ursprünglichen 22% des Landes in der Zwischenzeit weniger als 13% den Palästinensern zur Verfügung stehen.

Folie 10

Beispiel eines Settlements in der Nähe von Beit Jala. (Daouds Weinberg)

Folie 11 - 13

In der Zeit von Rabin und Arafat begannen die in den sog. Osloverträgen zusammengefassten Vereinbarungen, nach denen das Gebiet der Palästinenser in eine Selbstverwaltung überführt werden sollte, zusammen mit dem Rückzug der Israeli aus dem besetzten Gebiet. 1995 wurde Rabin wegen seiner palästinenserfreundlichen Politik von einem ultrarechten Israeli erschossen. 1996 folgte Netanjahu als Ministerpräsident, dessen Politik darauf ausgerichtet war, eine Zwei-Staatenlösung zu verhindern und die besetzten Gebiete mit israelischen Siedlungen zu überziehen.

Folie 14

Das heutige Talitha Kumi in der Nähe von Beit Jala mit der Friedenstaube.

Folie 15

4 ehemalige Schülerinnen von Talitha Kumi, die heute eine wichtige Rolle im öffentlichen Leben in der Westbank und im Aufbau Palästinas spielen.

Folie 16

Das in Talitha Kumi durchgeführte Schulbuchprojekt, das von israelischen und palästinensischen Geschichtslehrern zusammen verfasst wurde und dessen Leistung es ist, die Geschichte des jeweils anderen im gleichen Land wahrzunehmen, anzuerkennen und zu würdigen.

Folie 17

Ernst Tugendhat, der den ihm zuerkannten Meister-Eckhard-Preis (50 000€) in Talitha Kumi investierte, um insbesondere Kindern aus Flüchtlingslagern eine Schulbildung zu ermöglichen, damit sie mit den Israelis auf Augenhöhe verhandeln können.

Folie 18

Musik in Talitha Kumi: „Wer Geige spielt, wirft keine Steine“. Guy Braunstein, Konzertmeister bei Barenboim in Berlin, ehemaliger israelischer Soldat in der Westbank, musiziert in Talitha Kumi und reflektiert kritisch seine Soldatenzeit in der Westbank.

Folie 19

Talitha Kumi war ein sehr beliebter Besuchsort von Politikern und Wissenschaftlern. Alle suchten das Gespräch mit den Schülerinnen, die sie immer aufforderten, sie in dem besetzten Gebiet nicht zu vergessen und sich für die Beendigung der israelischen Besatzung einzusetzen.

Folie 20

Das Miteinander in Israel: Im Alltag gelingt das Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen.

Folie 21

Parents-Circle- Families Forum: eine Gruppierung von Israelis und Palästinensern, die sich häufig in Talitha Kumi traf. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, aus der Gewaltspirale auszusteigen und das Leid der anderen zu sehen und das jeweilige Leid geschwisterlich miteinander zu bewältigen.

Folie 22

Einige Stationen von Hamas

Folie 23

Die Wahl 2006 verbunden mit persönlichen Erlebnissen.

Folie 24

Ablichtungen von wichtigen Menschen, die sich zum Überfall von Hamas und zu der Regierung Netanjahu geäußert haben.

Folie 25

Mögliche Szenarien zur Zukunft des Nahostkonflikts

Folie 26

Hannah Arendt

Folie 27

An Eye for an Eye …

Folie 28

Know hope

 

3. Nachfragen der Teilnehmer und Antworten des Ehepaars Dürr

Hat sich die Erfahrung, die Sie in Südafrika gemacht haben, für Sie auch in Israel als hilfreich erwiesen?

Im Vergleich mit Südafrika möchte Herr Dürr Israel nicht als „Apartheid-Staat“ bezeichnen, auch wenn es keine Rechtsgleichheit für die Palästinenser und Israeli gibt. Es sei auch daran zu erinnern, dass Mandela vor seiner Freilassung ebenfalls in den Augen der südafrikanischen Politiker als Verbrecher galt. Er habe es aber in zwei Staaten (Südafrika und Namibia) erleben dürfen, dass die Apartheit abgeschafft und in beiden Staaten nach der Abschaffung der Apartheid eine relativ ruhige und friedliche Zeit anbrach.

Warum wird Netanjahu denn immer wieder gewählt?

Frau Augustyniak-Dürr betont, dass Netanjahu in einer Koalition mit Rechtsradikalen zusammenarbeiten muss, da er bei den letzten Wahlen keine eigene Mehrheit mehr erreichen konnte. Insgesamt sei die Wahlbeteiligung in Israel niedrig. Die Proteste gegen die Justizreform haben deutlich gezeigt, dass es eine breite Opposition gegen ihn gibt, was eigentlich für andere Wahlergebnisse sprechen müsste. Netanjahu, so sagt z.B. Gideon Levi, „müsse aus dem Amt gejagt werden.“

Ist es nicht so, dass in Israel die Taktik besteht, sich das Gebiet der Westbank „unter den Nagel zu reißen?

Netanjahu hat einige rechtsradikale Minister im Kabinett, die das offen anstreben. Er selbst steht für die Verteidigung von Israel und gegen die Zweistaatenlösung. Frau Dürr betont, dass es für den Konflikt zwei verschiedene Lösungen gebe: Die Zweistaatenlösung, die bis heute von vielen internationalen Akteuren vertreten wird, aber schon aus geographischen Gründen kaum mehr umzusetzen sei, - das verbliebene Palästinensergebiet ist klein und hat nur noch einzelne Enklaven, kein zusammenhängendes Gebiet mehr. Gleichzeitig lebten ca. 700.000 jüdische Siedler auf dem Gebiet, das den Palästinensern von den UN zugesprochen worden ist. Umgekehrt leben auch arabische Israeli innerhalb des Staates Israel. Das sei eigentlich nicht mehr zu entflechten. Das spricht eher für eine Ein-Staat- Lösung. In jedem Fall muss für beide Seiten ein Leben in Freiheit und Würde möglich sein. Hoffungsvoll stimmt, dass sich die Töne aus den USA aktuell ändern und Lösungen überhaupt wieder gefordert werden.

Welche Lösung wird von den Palästinensern bevorzugt, eine Ein- oder Zweistaatenlösung?

Die Palästinenser auf der Westbank und in Gaza bevorzugen eher eine Zwei- Staaten- Lösung. Man möchte zunächst endlich das Versprechen eingelöst sehen, dass es neben dem israelischen auch einen palästinensischen Staat gibt.

Die arabischen Bewohner Israels schätzen das Leben in Israel und könnten sich eine Ein- Staat- Lösung gut vorstellen.

Das Haifa-Model mit einem paritätisch besetzten Stadtrat könnte dafür ein Vorbild sein. Auch der Historiker Wolffsohn bewertet eine Zweistaatenlösung als unrealistisch, weil die Entflechtung von Arabern und jüdischen Israelis nur schwer möglich ist. Das Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge und Vertriebenen seit 1948 ist eine Frage, an der viele Friedensbemühungen gescheitert sind. Aber allein auf Grund der Zahlen ist das kam realisierbar.

Warum haben die Palästinenser solche Schwierigkeiten mit einer effektiven Selbstverwaltung. Liegt das am Bildungsniveau?

Die Selbstverwaltung etwa in Bethlehem funktioniert. Da die verschiedenen Selbstverwaltungsbereiche meist durch Straßensperren voneinander getrennt sind, ist das Zusammenwirken der verschiedenen Bereiche sehr schwierig.

Und Demokratie muss gelernt und geübt werden.

Das Bildungsniveau in den palästinensischen Schulen ist je nachdem, mit wem man es vergleicht, gut. Im Westjordanland wird in Prüfungen vor allem Wert auf Reproduktion gelegt, weniger auf problemösendes Denken wie bei uns in Deutschland. Dialektisches Denken wird nicht verlangt und auch nicht geübt.

Herr Dürr berichtet von Erfahrungen mit Schülern, die deutlich machen, dass eine individuelle Meinungsbildung eher eine Ausnahme darstellt und die Menschen sich viel stärker als in Westeuropa an ihren Familien orientieren. Als Beispiel berichtet er, dass auf die Frage, was jemand zu diesem oder jenem meint, oft geantwortet wird: bei uns in der Familie sagt man …, nicht aber eine individuelle Meinung gebildet wird. .

Was wird eigentlich aus den Palästinensern, die seit Jahrzehnten in anderen arabischen Ländern leben?

Viele vertriebene Palästinenser leben heute noch in Flüchtlingscamps. In der Zeit nach den Osloverträgen wurde das Rückkehrrecht der Palästinenser von palästinensischer Seite immer gefordert und von Israel immer blockiert. Frau Augustyniak-Dürr geht auf die Frage nach den palästinensischen Flüchtlingen in anderen arabischen Ländern ein und betont, dass es unumgänglich sei, die Geschichte hinter sich zu lassen und einen Neuanfang zu suchen. Ohne einen solchen sei keine Lösung möglich. Allerdings seien auch die arabischen Nachbarländer gefragt, sich noch stärker für die Integration der dorthin geflohenen Menschen einzusetzen. 

Wie sieht das Verhältnis zwischen Israel und Ägypten heute aus?

Es gibt heute zwischen Israel und Ägypten einen stabilen Friedensvertrag, auch wenn die damaligen Vertragsunterzeichner Begin und Anwar-al-Sadat umgebracht wurden.

Findet eigentlich eine Bearbeitung all der Traumata statt, unter denen viele Menschen leiden?

Herr Dürr berichtet, dass es in unserem Sinn kaum eine Bearbeitung von Traumata gebe. Zum einen suchen die Menschen nach etwas zu essen, d.h. sie haben oft elementare Sorgen, zum anderen setzt Trauma-Arbeit in unserem Sinn auch Raum und Akzeptanz von Individualität voraus. In einigen Hotels am Toten Meer findet Bearbeitung Traumata von jüdischen Familien bezogen auf den Hamasüberfall statt.

Sollten nicht überall im Land solche Schulen wie ihre gegründet und unterstützt werden? 

Talitha Kumi ist eine Privatschule, sie wird vom Berliner Missionswerk und von der Bundesregierung unterstützt.  Mehrere Kirchen unterhalten im Heiligen Land Privatschulen. Die Kirchen übernehmen dabei immer einen Teil der Kosten. Eine Privatschule ohne Anbindung an eine ausländische Institution erscheint mir nicht finanzierbar. Das Bemühen in Talitha Kumi etwa Musik zu betonen, war getragen von der Idee, die eigenen Stärken zu fördern und nicht immer darüber zu klagen, dass auf der anderen Seite immer alles besser ist. Ein gemeinsames Musizieren von israelischen und palästinensischen Schülern aus  der Westbank darf es von Seiten der Regierungen nicht gebent, wohl aber in Israel zwischen israelischen Arabern und Juden.

Man will aber keine „Normalisierung“.

Normalisierung bedeutet, dass hier menschliche Begegnungen den politischen Beschlüssen vorauseilen würden. Eine Beziehung zwischen Juden und Menschen aus dem Westjordanland bzw. Gaza dürfen nach den Vorstellungen beider Regierungen erst zu einer normalen Beziehung werden, wenn entsprechende Vereinbarungen geschlossen sind und auch eine Grundlage dafür geschaffen ist, „normale“ Beziehungen zu pflegen.  Wer dem zuwider handelt, macht sich strafbar. Deshab ist der Begriff „Normalisierer“ immer ein Vorwurf oder eine Beschimpfung und wird als Waffe gegen Friedensarbeit „von unten“ gebraucht. Das Wichtigste in diesem Konflikt ist es, nicht die Hoffnung zu verlieren und nicht aufzugeben, nach vorne zu schauen. Allerdings müssen dazu sehr viele Hürden überwunden werden.

Wie kann man Netanjahu „loswerden?"

Es bleibt die Hoffnung, dass nach dem Ende von Netanjahu vernünftige Leute auf beiden Seiten die Oberhand gewinnen, die auf Augenhöhe miteinander verhandeln können und politische Lösungen anstreben. Hierzu wird wieder auf die vielen Proteste gegen die geplante Justizreform verwiesen: Netanjahu ist auch innerhalb Israels höchst umstritten, die Stimmen, dass seine Regierung und er abgelöst werden müssen, werden lauter.  In der Frage, ob zuerst alles zur Befreiung der Geiseln getan oder zuerst die Hamas zerschlagen werden muss, ist die Gesellschaft tief gespalten.

Auch auf palästinensischer Seite bedarf es Politiker, die von allen ernstgenommen werden und von allen das Mandat hätten, Verhandlungen mit Israel zu führen.  Das ist auf Seiten der Hamas eher undenkbar von Seiten der Fatah wäre es vermutlich Marwan Barghouti.

Aber selbst was die Hamas anbelangt, gilt es zu differenzieren. In dieser Partei gibt es Unterschiede zwischen den Vertretern im Westjordanland und in Gaza, zwischen Menschen, die diese schreckliche Verbrechen begangen haben und anderen, mit denen man unter Umständen verhandeln könnte.

Ist nicht anzunehmen, dass der israelische Geheimdienst, der ja als sehr effizient gilt, von den Plänen der Hamas schon vor dem 7.10. gewusst hat? Hat die Regierung nicht zudem die Streitkräfte aus der Nähe der Grenze abgezogen, und dann auffallend lange Zeit gebraucht, um in dem kleinen Land Truppen in die angegriffenen Orte zu senden?

Herr Dürr sagt sehr deutlich, dass der Geheimdienst über die Pläne der Hamas Bescheid wusste und Netanjahu entsprechend gewarnt wurde. Es sei auch bekannt, dass Netanjahu vorher das Militär aus der Nähe der Kibbuzim abgezogen hat, zum einen, weil sie ihn politisch nicht unterstützen, zum anderen, um die jüdischen Siedler im Westjordanland zu stärken.

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