17.12.2019: Die Schweiz - die Besserkönner? mit Wolfgang Koydl

   *** !!! NEU: Am Ende des Textes können Sie Kommentare und Beiträge hinzufügen. Klicken Sie auf den Link Schreib einen Kommentar !!! ***

Begrüßung und Einführung

Wolfgang Hesse begrüßt die Teilnehmenden, insbesondere Wolfgang Koydl, der sein Buch „Die Besserkönner – Was die Schweiz so besonders macht.“ vorstellen wird. Wolfgang Koydl lebt in Hamburg, ist Journalist und Autor. Er lebte in England, Österreich, Ägypten, in der Sowjetunion, in der Türkei, in den USA und in der Schweiz. Dort arbeitete er 23 Jahre als Journalist für die Süddeutsche Zeitung. 

In Diskussionen aktueller Probleme landet man oft bei dem Thema Schweiz: Immer gibt es dort irgendwas, was die Schweizer besser machen oder besser gemacht haben als wir. Aktuell schauen wir mit Neid auf die Schweizer Bahn oder wir bestaunen, wie in der Schweiz Großprojekte erfolgreich durchgezogen werden. Die Schweiz ist das bei deutschen Auswanderern beliebteste Ausland. Ein Beispiel, das an unser letztes Thema, dem Klimawandel, anknüpft, ist „Cargo sous Terrain“. Privatwirtschaft und Regierung der Schweiz wollen den Güterverkehr in Tunneln unter die Straße und weg von den Autobahnen bringen. Unbemannte, selbst fahrende kleine Fahrzeuge sollen die Güterströme umweltschonend, von grünem Strom angetrieben, unterirdisch zu ihrem Ziel bringen. Eine erste Versuchsstrecke soll bis 2030 zwischen Härkingen-Niederbipp und Zürich fertig gestellt sein. Sicher, das Projekt ist erst in Planung und die Wirtschaft muss die Finanzierung noch stemmen, aber es ist interessanter Ansatz, durch aktives und mutiges Handeln einen Beitrag zum Aufhalten des Klimawandels zu leisten.

Und dann ist da noch die Sache mit der Demokratie. Wieso spricht man in der Schweiz von der Bevölkerung als „Souverän“, während bei uns die Politik von den „Menschen“ spricht, für die man etwas tun müsse? Dazu ein leicht zugespitztes Zitat aus Wolfgang Koydls Buch von Alain de Botton: „Entweder man behandelt die Menschen wie kleine Kinder, wie in China, oder wie Erwachsene, wie in der Schweiz. Was allerdings überhaupt nicht funktioniert, ist ein bevormundendes Mittelding, so eine pubertierende Regierung, wie die der Europäischen Union.“

Schauen wir also einmal genauer in die Schweiz, um einen Eindruck von ihrer Geschichte, den Menschen, der Wirtschaft und dem politischen System zu bekommen. Und hier kommt Wolfgang Koydl ins Spiel, weil er genau das in seinem Buch „Die Besserkönner- Was die Schweiz so besonders macht“ auf so eine nette, vorurteilsfreie und wohlwollend interessierte Art tut. Lassen wir ihn also selbst zu Wort kommen.

 

Einstiegimpuls (Wolfgang Koydl)

Eigentlich dürfte es die Schweiz gar nicht geben: Berge, keine nennenswerten Bodenschätze, keine Handelswege und keine Häfen. Karges Ackerland. Vier Sprachen, vier Religionen und 26 verfehdete Kleinststaaten. Räuberische, große Nachbarn. Eigentlich hätte das helvetische Territorium längst in französischen, italienischen, deutschen und österreichischen Provinzen aufgegangen sein müssen. Warum ist das nicht geschehen?

 

Geographie

Die Schweiz ist unzugänglich und schwer zu erobern. Andererseits liegt sie geostrategisch an einer bedeutenden Schnittstelle Europas - so bedeutend, dass kein Nachbarstaat einem anderen die Kontrolle über die Alpenpässe gönnte.

 

Willensnation

Appenzeller und Genfer, Tessiner und Berner haben wenig  gemein, ganz zu schweigen von Baslern und Zürchern. Es waren nicht äußere Bedingungen, die ein Zusammenleben und ein gemeinsames Staatswesen ermöglicht haben, sondern der Willen ihrer Bewohner. Man entschied, sein Schicksal zu teilen und man erneuert diese Entscheidung immer wieder neu, bei jedem Volksentscheid an der Urne und bei jedem Krieg jenseits der Grenzen.

 

Wirtschaftsmacht

Not macht erfinderisch. Wer weder Rohstoffe noch Agrarprodukte zu verkaufen hat, muss sich etwas einfallen lassen. Die Schweiz ist das Land der Erfinder und Tüftler, doch im Gegensatz zum alten Ricola-Werbeslogan haben die nicht so viel erfunden, sondern Dinge nur verbessert: Käse, Schokolade, Uhren, Maschinen, IT-Technologie, Banken, Datenbanken.

 

Politisches System

Das politische System beruht auf drei Säulen:

a) Föderalismus: Entscheidungen werden von unten nach oben getroffen. Kern ist die Gemeinde, identitätsstiftend ist der Kanton, der Bund ist ein fernes, fremdes, aber leider notwendiges Übel.

b) Milizsystem: Zwar gibt es auch in der Schweiz zunehmend Berufspolitiker, aber trotzdem üben viele Schweizer politische Ämter nebenberuflich aus. Sie führen hauptberuflich mittelständische Unternehmen oder einen Bauernhof, sie sind Angestellte oder Freiberufler. Der Nationalrat, das Parlament in Bern, trägt diesem Umstand Rechnung und beraumt nur vier, jeweils dreiwöchige Sessionen im Jahr an.

c) direkte Demokratie: Egal ob Steuersätze oder öffentliche Ausgaben - alles wird vom Wähler entschieden: In der Gemeinde, im Kanton oder landesweit. Außerdem haben einzelne Bürger das Recht und die Möglichkeit, eigene Themen zur Abstimmung zu bringen.

 

 

 

Lebensart

Kombiniert ehemals deutsche Tugenden wie Fleiß, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit mit südländischem Savoir vivre.  Bei Glücks-Rankings schneidet die Schweiz immer ganz vorne ab. Doch hinter der Fassade gibt es Schattenseiten: Hohe Selbstmordraten, familiäre Gewalt, Neid und eine Kultur der Unaufrichtigkeit.

 

 Diskussion und Gesprächsbeiträge

 In der folgenden Gesprächsrunde gab es Beiträge bzw. Einschätzungen zu folgenden Themenbereichen:

 

 a) Wirtschaft - Finanzwesen

 

 b) Politik und Kultur

 

c) Bahn und öffentlicher Nahverkehr

 

 d) Religionen und Kirchen

 

Fazit: Was können wir von der Schweiz lernen?

 

 

Rottenburg, 18.12.2019

Karl Schneiderhan

Kommentare?!?

Schick uns Deinen Text