30.07.2019: Digitalisierung und Zukunft der Arbeit

Dokumentation

Impuls und Moderation: Wolfgang Hesse

1. Einführung

Möchten Sie die folgende Aufgabe ausrechnen? Nein Danke!

27 * 12 * 45 * 56 * 23* 1,12 * 0,34 * 102 * 99  = ????

Müssen wir Menschen eine große Menge von Zahlen multiplizieren, kommen wir schnell an unsere Grenzen, wogegen für einen Computer, z. B. mit Hilfe von Excel, diese Aufgabe ein Klacks ist. 

Dagegen können wir das Bild mit den Menschen, die Katze und den Baum schnell und sicher erkennen. Solche Aufgaben sind für einen Computer – im Gegensatz zum Menschen - schwierig. Und doch sind Aufgaben, wie z. B. die Bilderkennung, auf den Computer übertragen worden. Da Computer immer auf Elektronik basieren, mussten dafür neue Rezepte (Algorithmen) gefunden werden - die uns den Eindruck vermitteln, als sei menschenähnliche Intelligenz am Werk.

Neuronale Netze sind nach dem Vorbild natürlicher Gehirne aufgebaut und wurden zu den leistungsfähigsten und nützlichsten Methoden auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. Eine ihrer herausragenden Eigenschaften ist, dass sie lernen können, d. h. man kann sie trainieren, eine bestimmte Aufgabe immer besser zu lösen. Damit ein neuronales Netz z. B. von Hand geschriebene Zahlen erkennen kann, muss es ein Training mit Hilfe vieler Vorlagen absolvieren und aus seinen Fehlern lernen. Je mehr Trainingsvorlagen bearbeitet worden sind, desto besser wird die Erkennungsrate. Anwendungen sind z. B. die automatische Nummernschilderkennung oder das automatische Lesen von handgeschriebenen Postleitzahlen. Es entsteht der Eindruck, als würden solche Systeme ihre Aufgaben „autonom“ lösen (1).

 

2. Was versteht man unter Digitalisierung und was ist das aktuell Neue?

Digitalisierung im engeren Sinn bezeichnet das Umwandeln von analogen Werten (Texte, Zahlen, Bilder usw.) in digitale Formate. Daten in diesem Format lassen sich informationstechnisch weiterverarbeiten. Neuronale Netze leisten heute Dinge, die bis vor kurzem undenkbar waren: So hat Anfang 2016 z. B. das Programm Alpha Go von Google DeepMind zum ersten Mal den Weltmeister Ke Jie in dem hochkomplexen Spiel Go geschlagen. Das computergestützte Analysieren großer Datenmengen kann zum Auffinden von Mustern, Trends oder Zusammenhängen führen (Data Mining, Big Data).

 

Nach Welf Schröter (2) lässt sich der Prozess der Digitalisierung in drei Phasen aufteilen:

  1. Ab Mitte der 90-iger Jahre führte eine erste Phase der Digitalisierung zur Kommunikation zwischen Menschen per Email als die vorherrschende und dominierende Form der Datenkommunikation (Digitalisierung 2.0 - Internet der Menschen).
  2. Bereits zehn Jahre später überwog der Datenaustausch zwischen Geräten und Maschinen (z. B. vom PC zum 3D-Drucker) das Gesamtvolumen der Datenkommunikation. (Digitalisierung 3.0 - Internet der Dinge).
  3. Ziel der aktuellen digitalen Transformation ist es, automatisierte komplexe betriebsinterne und betriebsübergreifende Prozesse zu ermöglichen und diese evtl. zueinander in Austausch zu bringen. (Digitalisierung 4.0 - Internet der globalen Prozesse in Echtzeit).

„Die digitale Transformation umfasst zum einen den Prozess der nachholenden Digitalisierung und zum anderen den Übergang der Geschäfts- und Arbeitsprozesse in die Anwendungswelt verschieden-artiger teilautonomer bzw. „autonomer“ Softwaresysteme“ (Schröter, a.a.O.). Dabei geht es nicht einfach nur um das Einführen einer neuen Software, sondern um den Einsatz einer neuen Technik, die massive Auswirkungen auf das Verhältnis von Mensch und Maschine, auf die Arbeitswelt und auf die ganze Gesellschaft hat, weil sie in der Lage ist, branchenübergreifend Routinetätigkeiten zu automatisieren.

Im Rahmen der digitalen Transformation „wird an die Stelle der traditionellen Handlungsträgerschaft Mensch immer mehr eine neue Handlungsträgerschaft „autonomes-Software-System“ treten. Dieses ‚lernt‘, ‚denkt‘, ‚bewertet‘, ‚verarbeitet‘, ‚kommuniziert‘ und ‚entscheidet‘ anstelle des Menschen, gleichsam hinter dem Rücken des Menschen.“ (Schröter, a.a.O., Seite 8).  Dabei geraten dem Menschen seine Arbeitsprozesse und die Hintergründe des maschinellen Handelns immer mehr außer Sicht. Beispielsweise kann es einem Personaler beim Einsatz eines automatischen Bewerberauswahlsystems passieren, dass er nicht mehr weiß, warum ein bestimmter Bewerber nicht in die engere Auswahl gekommen ist.

 

3. Aktuelle Tendenzen auf dem Arbeitsmarkt

Bevor wir uns einige der durch die digitale Transformation zu erwartenden Veränderungen der Arbeitswelt anschauen, werfen wir einen kurzen Blick auf aktuelle Entwicklungen in unserem Beschäftigungssystem. Diese schon heute sichtbaren Tendenzen geben uns erste Hinweise auf die Richtung kommender Entwicklungen. Die im Folgenden referierten Daten stammen - sofern keine andere Quelle genannt ist - aus dem „Datenreport 2018“ (3).

 

 

4. Digitalisierung und Gesellschaft

Die digitale Transformation geschieht in Wechselwirkung mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen: Der auch durch demographische Faktoren bedingte Fachkräftemangel und die Individualisierung tragen bei den Beschäftigten zu einer veränderten Werthaltung gegenüber der Arbeit und einer neuen Ausgestaltung der Work-Life-Balance bei, während Firmen zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit der Ressource Mensch finden. Die durch die Digitalisierung ermöglichten neuen Formen der Arbeit – wie etwa Homeoffice oder individuelle Arbeitszeitbudgets – unterstützen diese Entwicklung und treiben sie weiter voran.

 

Die Digitalisierung verändert bzw. beeinflusst in Betrieben

 

 

5. Veränderungen auf der Arbeitsplatzebene

 

6. Veränderungen auf der Betriebsebene

 

7. Arbeitsmarktpolitische und volkswirtschaftliche Änderungen

 

8. Welche Gestaltungsmöglichkeiten werden diskutiert?

 

9. Zusammenfassung

Die digitale Transformation ist in vollem Gange. Sie muss sozial, gesellschaftlich, ökonomisch und rechtlich gestaltet werden. Dazu braucht es seriöse Informationen über die tatsächlich zu erwartenden Veränderungen – und klare moralischen Zielvorstellungen, in welche Richtung diese Veränderungen gestaltet werden sollen. Diese Gestaltungsprozesse müssen dringend zu einem Gegenstand der politischen Diskussionen werden.

 

Andernfalls „führt ein Mangel an technologischer Aufklärung und ein gewisser technischer Laizismus („davon verstehe ich ja ohnehin nichts“) zu einem schleichenden Verlust der Autonomie und damit auch der Menschenwürde. (Klaus Kornwachs: Der Herr der Dinge oder warum wir unsere Geschöpfe an die Hand nehmen sollten. In Schröter (2), Seite 15) Damit ist die Gefahr einer Vertiefung der gesellschaftlichen Spaltung angesprochen: Die Spaltung zwischen einer gesellschaftlichen Gruppe, die von der digitalen Transformation profitiert und einer Gruppe, die noch weiter abgehängt wird.

 

10. Literatur – auch zum Weiterlesen und Vertiefen …

 

(1): Rashid, Tariq: Neuronale Netze selbst programmieren. O’Reilly, Heidelberg 2017

(2): Schröter, Welf: Selbstbestimmung zwischen „nachholender Digitalisierung“ und „autonomen Software-Systemen“. In Schröter, Welf: Autonomie des Menschen – Autonomie der Systeme. Mössingen-Thalheim, 2017

(3) Statistisches Bundesamt (Destatis) und Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB): Datenreport 2018 – Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 2018

(4) Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Unternehmenskonzentration und Lohnquote in Deutschland. Eine Analyse auf Branchenebene zwischen 2008 und 2016, Gütersloh, 2018

(5) Jutta Rump, David Zapp, Silke Eilers, „Vom Arbeiten 4.0 zur Führung 4.0“ in Schröter (2), Seite 83)

(6) Hill, Stevens. Die Start-up Illusion. Wie die internet-Ökonomie unseren Sozialstaat ruiniert. München, 2017

(7) Jürgens, K. u. a.: Arbeit transformieren!  Denkanstöße der Kommission „Arbeit der Zukunft“, bpb Band 10244, Bonn, 2018

 

Und als Klassiker:

Brynjolfsson, E. und Mcaffee, A.: The Second Machine Age. Wie die digitale Revolution unser aller Leben verändern wird. Kulmbach, 2014

 

11. Diskussionsbeiträge der Teilnehmer

Ergänzend zum Einstiegsimpuls ging es in der Diskussion insbesondere um die eigenen beruflichen Erfahrungen hinsichtlich der Digitalisierung in der Arbeitswelt sowie um die Einschätzung des Digitalisierungsprozesses für Gesellschaft und Arbeit und deren Folgen. Dazu wurden aus dem Teilnehmerkreis folgende Aspekte eingebracht:

 

 

Rottenburg, 31.07.2019

Karl Schneiderhan

 

 

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